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Unterordnung der Frau in der Bibel

Was bedeutet es, wenn Paulus in Epheser 5, 21ff. schreibt, dass sich Frauen den eigenen Männern unterordnen sollen? Ist Paulus' Aufforderung noch zeitgemäß oder steckt dahinter gar eine (versteckte) Diskriminierung der Frau?


Kürzlich habe ich auf meinem Instagramaccount @fran_letters den Bibelvers aus Epheser 5, 21 geteilt. Darin steht, dass sich die Frauen den eigenen Männern unterordnen sollen. Ich habe dazu geschrieben, dass dieser Vers für mich Ausdruck einer Schutzordnung ist und ich es wunderbar finde, dass ich mich dem Schutz meines Mannes unterstellen darf.


Daraufhin habe ich die liebe Rückmeldung bekommen, dass dies ein interessanter Ansatz, jedoch das Wort "Unterordnung" in unserem heutigen Sprachgebrauch eher negativ besetzt und es deshalb interessant zu erfahren sei, was damit ursprünglich gemeint gewesen sein könnte.


Dieser Frage gehen wir im folgenden Blog auf den Grund, untersuchen Wortbedeutung sowie Kontext und kommen am Ende des Beitrags zu einer Zusammenfassung, die eine Antwort gibt auf die Frage, ob dieses Bibelwort für Frauen nun negativ oder positiv und noch als zeitgemäß zu bewerten ist.

 

  • 1. Wortlaut und heutiger Sprachgebrauch

  • 2. Wortbedeutung im Grundtext

  • 3. Kontext

  • 4. Zusammenfassung

 


Die Unterordnung der Frau unter ihren Mann


1. Wortlaut und heutiger Sprachgebrauch
WENN WIR DIESEN VERS LESEN, DANN FÄLLT IM WORTLAUT ZUNÄCHST EINMAL AUF,

dass Paulus nur von den "eigenen Männern" spricht. Es geht hier also nicht etwa darum, dass sich Frauen grundsätzlich (allen) Männern unterordnen sollen. Es geht vielmehr darum, dass sich die Frau innerhalb der Beziehung ihrem eigenen Mann unterordnet. Paulus beschreibt demnach nur eine Ordnung innerhalb der eigenen Partnerschaft und Familie. Ein allgemeines Prinzip, dass Frauen Männern untergeordnet sind, lässt sich dagegen aus diesem Vers nicht ableiten.


Wenn wir nun die heutige Bedeutung des Verbs "unterordnen" im Bedeutungswörterbuch des Duden nachschlagen, dann lesen wir dort: sich in eine bestimmte Ordnung einfügen und sich nach dem Willen, den Anweisungen eines anderen oder den Erfordernissen richten.


Das kann uns schon innerlich aufstoßen. Naturgemäß wollen wir uns eher nicht einfach so in eine Ordnung einfügen und uns schon gar nicht nach dem Willen oder Anweisungen eines anderen richten. Das gefällt uns nicht. Vielleicht macht es uns sogar Angst und "triggert" uns.


Aber warum? - Nun, ich denke, es hängt damit zusammen, dass wir Angst davor haben unrechtmäßig eingeschränkt zu werden oder unsre Freiheit zu verlieren. Wir haben Angst, dass wir selbst Schaden nehmen könnten, indem wir uns jemandem unterordnen in diesem Sinne. Und diese Angst kann ja durchaus berechtigt sein, wenn zum Beispiel der "Übergeordnete" nicht unser Bestes im Sinne hat oder wir vielleicht sogar schon Missbrauch erlebt haben. Außerdem klingt dieses "nach den Anweisungen eines anderen richten" schon recht von oben herab und fordernd.

 

2. Wortbedeutung im Grundtext WAS ABER MEINT PAULUS, WENN ER VON UNTERORDNUNG SPRICHT?

Im Griechischen steht hier das Wort hypotasso, wobei die grammatische Form des Medium benutzt wird (Quelle: Elberfelder Studienbibel mit Sprachschlüssel und Handkonkordanz, 3. Aufl. Witten 2012).


Diese grammatische Form betont eine innere Beteiligung und Freiwilligkeit des Handelnden. Demnach ist von einer inneren Haltung der Frau ihrem Mann gegenüber die Rede - nicht von einem Recht des Mannes, Unterordnung einfordern oder gar erzwingen zu können. Ferner geht es bei Unterordnung in diesem Sinne nie um eine Wertigkeit im Sinne von höher oder minder wertig. Es geht gerade nicht um eine hierarchische Struktur und meint keinesfalls Unterdrückung (Quelle: Richards, Alle Frauen der Bibel, 12. Aufl. Ulm 2021, S. 264ff.).


 

3. Kontext STELLEN WIR DEN VERS IN EINEN GRÖßEREN ZUSAMMENHANG,

um besser zu verstehen, was diese Art der Unterordnung für uns bedeutet:


In Epheser 5, 23 begründet Paulus seine Aufforderung damit, dass er schreibt: Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist.


Für "Haupt" steht im Grundtext das griechische Wort kephale, das jemanden als Führer oder Leiter bestimmt, allerdings in Liebe und Aufopferung (Quelle: Elberfelder Studienbibel mit Sprachschlüssel und Handkonkordanz, 3. Aufl. Witten 2012). Dieser Mensch hat also das Wohlergehen der anderen Person im Sinne und schätzt sie wert.


Paulus zieht dann in Vers 25 sogar einen Vergleich, dass Ehemänner so lieben sollen wie Christus liebt. Das ist schon viel (wenn nicht sogar alles) verlangt. Mehr geht eigentlich nicht, bedenkt man, dass Christus sein Leben aufgegeben hat für dich und mich - als Ausdruck seiner Liebe zu uns.


Wie denkst du jetzt über das Ordnungsprinzip, wenn das Haupt, dem sich die Frau unterstellt, in Liebe und Aufopferung - wie Christus - leiten soll? Empfindest du dann Unterordnung als negativ oder einschränkend, wenn der Ehemann das Wohlergehen der Frau im Sinn haben soll und sich die Frau dem freiwillig einfügt?


Ich stelle mir den Schutz des Mannes bildlich gerne vor wie einen Schirm, unter den ich mich stelle, weil er mich zum Beispiel vor Regen schützt. Und obwohl ich "unter" dem Schirm stehe, macht diese meine Haltung den Schirm nicht zu etwas, das "über mir" stehen würde im Sinne einer Hierarchie. Ich bin einfach dankbar, dass mich der Schirm schützt und stelle mich gerne unter diesen Schutz.

 

4. Zusammenfassung

HINTER DEM PRINZIP DER UNTERORDNUNG

steht die Liebe. Die Unterordnung im Sinne von Epheser 5 ist nicht denkbar ohne die aufopfernde Liebe des Ehemannes.


Ein Wesensmerkmal der Liebe ist, dass sie nicht unterdrückt oder gering schätzt. Sie missbraucht nicht und übt nicht "Macht" oder Gewalt aus. Sie fordert nicht ein und erzwingt nicht. Sie ist nicht selbstsüchtig.

Wenn die Unterordnung demnach im Schutzrahmen der Liebe freiwillig stattfindet, dann ist gegen diese Ordnung nichts Negatives einzuwenden.


Es geht eben gerade nicht darum, dass einer weniger wert ist als der andere oder die Meinung des einen weniger Gewicht haben soll als die des anderen. Vielmehr lautet der Auftrag an das Haupt, im Wohlwollen, in der Aufopferung und Berücksichtigung der Interessen des Gegenübers zu führen. Und der Auftrag an die Frau lautet, sich dem unterzuordnen - im Wissen, dass der Ehemann in Liebe und Aufopferung handelt; im Vertrauen darauf, dass er wie Christus lieben will - und das hat so viel mehr mit Sanftmut, Freundlichkeit und Wohlwollen zu tun als mit Unterdrückung oder Machtausübung.


Demnach verliert meiner Meinung nach die Aufforderung Paulus' nicht an Aktualität. Sie benachteiligt weder die Frau noch den Mann, sondern betrachtet beide als gleichwertig und ist eine Schutzordnung vor missbräuchlichen Verhältnissen.



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