Du stehst vor einer wichtigen Entscheidung in deinem Leben und könntest einen kleinen Leitfaden gebrauchen? Woher weißt du, was richtig ist für dich? Wie kommst du zu einem guten Ergebnis? - Lass mich dir heute ein paar Schritte und Fragen mit an die Hand geben, die dir bei deiner Entscheidung helfen und dich zu einem klaren Standpunkt führen werden.
Wir standen als Familie kürzlich vor der Entscheidung, ob und wenn ja, wann wir unseren Sohn in einen Kindergarten zur Betreuung geben. Wir hatten einen Platz in unserem Wunschkindergarten in Aussicht, waren aber unterschiedlicher Meinung über den "richtigen" Startzeitpunkt und irgendwie hin- und hergerissen. Mein Mann war gegen eine Fremdbetreuung zum jetzigen Zeitpunkt und ich ... ich wusste nicht so richtig, wie ich mich positionieren möchte.
Einerseits hatte ich ein Gefühl, dass es nicht dran ist. Andererseits habe ich aber auch gespürt, dass ich mir Entlastung im Alltag wünsche, denn den überwiegenden Teil des Tages betreue ich unseren Sohn alleine zu Hause.
Ich bin froh, dass wir bei solchen Meinungsverschiedenheiten nicht streiten, sondern wissen, dass wir zu einer guten gemeinsamen Entscheidung kommen und uns gegenseitig tragen werden. Mit dem Wissen, dass wir uns so oder so in unseren jeweiligen Bedürfnissen unterstützen, bin ich in die nachfolgenden Fragen gestartet.
Diese sind allgemeiner Natur und lassen sich auf viele Entscheidungssituationen übertragen. Ich stelle sie dir heute am Beispiel unsrer Kindergarten- Frage vor:
1. Dankbar für Freiheit
2. Was sind meine Bedürfnisse?
3. Was sind unsere Kernwerte als Familie?
5. Expertenmeinungen einbeziehen
Ein Leitfaden zur Entscheidungsfindung
1. Dankbar für Freiheit
BEVOR ICH INS GRÜBELN KOMME, STARTE ICH MIT EINEM DANKGEBET.
Die Bibel schreibt in Psalm 50, 23, dass wir mit einem Dankopfer Gott verherrlichen und einen Weg bahnen.
Dankbarkeit erfrischt dein Herz, klärt deinen Blick und macht die Bahn frei für alles Gute, das kommt. Wir treffen Entscheidungen anders, wenn wir sie aus einer dankbaren Haltung heraus fällen und nicht unter Druck oder Angst.
Ich bin dankbar für die Freiheit, dass wir überhaupt selbst entscheiden können. In unserer Frage der Kinderbetreuung gibt es verschiedene Wege und wir dürfen wählen - nehmen wir einen Kindergarten in Anspruch? Wenn ja, welchen und für wie viele Stunden am Tag? Oder betreuen wir weiter ausschließlich selbst und wenn ja, wie teilen wir uns besser auf? Gibt es eventuell noch andere Hilfen, die wir in Anspruch nehmen können (zum Beispiel auch für andere Bereiche unsres Alltags), um Entlastung zu erleben?
2. Meine Bedürfnisse IN EINEM NÄCHSTEN SCHRITT MACHE ICH MIR KLAR, WAS ICH BRAUCHE.
In unserem Beispiel steht hinter der Betreuungsfrage mein Bedürfnis nach Entlastung im Alltag und nach mehr Zeit für meine persönlichen Projekte.
Ich merke, dass diese beiden Punkte zu kurz kommen und dass es für mein Wohlbefinden auf längere Sicht wichtig ist, hier etwas zu verändern.
3. Unsere Kernwerte als Familie MIT DEM BEWUSSTSEIN ÜBER KONKRETE BEDÜRFNISSE
starten wir in den nächsten Schritt. Hier halten wir uns unsere Kernwerte vor Augen, die wir für uns als Familie definiert haben und überlegen uns, wie wir entscheiden können, um diese bestmöglich zur Geltung zu bringen.
Es hilft, sich ein paar Notizen zu machen, um klarer vor Augen zu sehen, was in dieser Lebensphase wichtig und dran ist.
Als erstes schreiben wir auf: Familie leben. Das bedeutet für uns momentan vor allem, möglichst viel Zeit zusammen verbringen zu können. Zeit nicht nur im Urlaub und auf Ausflügen oder am Wochenende, sondern vor allem auch im Alltag. Es bedeutet für uns auch, dass wir unseren Sohn prägen und stärken dürfen. Das braucht Zeit - nicht nur Qualitäts-, sondern eben auch Quantitätszeit.
Unser nächster Wert ist Gesundheit. Hier ist für uns erforderlich, dass wir ausreichend Zeit für Schlaf, Ruhe, Entspannung und Freizeit finden. Wir sind dankbar (hier ein kleiner Schritt zurück zum ersten Punkt), dass wir inzwischen mehr Freiheit in dieser Sache haben. Mit einem Baby sieht zum Beispiel Schlaf und Entspannung anders aus als mit einem Kleinkind. Jetzt haben wir schon mehr Möglichkeiten, wie wir diesen Punkt gestalten können.
Schließlich ist einer unserer Kernwerte Freiheit. Das kann für jeden von uns etwas anderes bedeuten und sich auch im Lauf des Lebens immer mal wieder ändern. Für mich persönlich zum Beispiel bedeutet es in dieser Phase, dass ich möglichst frei über Zeit entscheiden kann und wenig bis keinen Termindruck habe. Es bedeutet aber auch, dass ich Raum habe für meine kreativen Projekte und Zeit für mich alleine. Auch heißt es für mich, dass ich mich weitestgehend nach meinem Zyklus und dem Wetter richten kann - bei Sonnenschein gehe ich gern spontan mit meinem Sohn an die Isar am Morgen, bei Regenwetter machen wir's uns drinnen gemütlich. Wenn ich mich geschwächt fühle, möchte ich mich ausruhen. Wenn ich voll in meiner Kraft bin, liebe ich es an Projekten zu arbeiten usw.
4. Zwischenstand
WIE STEHT ES UM DIESE KERNWERTE IM ZUSAMMENHANG MIT UNSERER FRAGE?
Schauen wir uns an, wie wir als Familie leben wollen, dann fällt für uns momentan die Entscheidung klar dahingehend aus, dass wir unseren Sohn zu Hause weiter betreuen wollen. Da passt also alles für uns.
Beim Wert der Gesundheit kommt mein lauter gewordenes Bedürfnis nach mehr Schlaf und Entspannung zum Vorschein (das hatte ich oben bereits angesprochen). Außerdem merke ich auch, dass ich mehr Raum brauche für meine eigenen (kreativen) Projekte. Auch das trägt zu meiner Gesundheit bei. Dieser Wert braucht also Unterstützung.
Beim Wert der Freiheit haben wir momentan auch nicht viel zu meckern, sondern sind glücklich über wenig Termine und viel Freiraum. Einzig die Möglichkeiten der Entspannung, wenn es mir mal nicht so gut geht, sind ausbaufähig. Aber das könnte auch unter den Wert Gesundheit fallen.
Wenn wir das so niederschreiben, fällt uns zusammenfassend auf: Alles passt für uns als Einzelpersonen und Familie weitestgehend. Allerdings müssen wir etwas verändern, dass ich mehr Raum habe, den ich allein gestalten kann (sei es für Kreativität oder Schlaf/ Entspannung).
Die Frage ist dann, ob eine Betreuung in einem Kindergarten der bestmögliche nächste Schritt wäre oder ob wir andere Möglichkeiten in Erwägung ziehen sollten.
5. Expertenmeinungen einbeziehen
UM ZU EINER GUTEN ENTSCHEIDUNG ZU KOMMEN, HÖREN WIR UNS MEINUNGEN VON FACHLEUTEN AN.
Warum? - Weil ich nicht nur auf mein Gefühl hören will, ohne das "gegengecheckt" zu haben. Zumindest bei Themen, wo ich mich unsicher fühle.
Mein Gefühl (und ja auch das meines Mannes) war, dass wir unseren Sohn jetzt noch nicht fremdbetreuen lassen sollten. Ich habe aber gemerkt, dass ich mich mehr und mehr habe verunsichern lassen dadurch, was die meisten anderen machen. Schon jetzt ist kaum jemand anders in seinem Alter in den Eltern- Kind- Spielgruppen, da die anderen am Vormittag in Einrichtungen untergebracht sind. Und spätestens wenn er drei Jahre alt wird, gibt es gar kein weiteres Kind in seinem Alter, da ab Herbst auch die "übrig" gebliebenen älteren Kinder in den Kindergarten gehen. Ebenso enden die Angebote am Vormittag für diese Altersgruppe.
Unterbewusst hat das den Druck in mir hervorgerufen, jetzt auch mein Kind abzugeben, denn mit wem soll er dann spielen? Was können wir am Vormittag mit anderen Kindern/ Familien überhaupt machen? Gibt es noch jemanden?
Rund ums Thema Kinder/ Erziehung/ Familie kann ich euch wärmstens die Arbeit von Inbindung und deren christlichen Podcast empfehlen. Dort schaffen es die vier Gründerinnen, wissenschaftliche Erkenntnisse mit den Bedürfnissen der Einzelperson und Familie und den daraus resultierenden praktischen Erfordernissen zu verbinden.
Auch zum Thema "Kindergarten" habe ich mir die entsprechende Podcastfolge angehört. Ohne Einzelheiten hier wiedergeben zu wollen, hat mich das Gesagte in meinem Gefühl bestärkt, dass wir noch warten sollten.
Dann hatten wir unseren Vorstellungstermin in unsrem Wunschkindergarten. Als uns die Leiterin (eine liebevolle katholische Schwester) dort den Anmeldebogen übergab, habe ich ihr ehrlich gesagt, dass wir noch unschlüssig sind, ob jetzt schon der richtige Zeitpunkt ist. Sie fragte mich, ob sie ihre ehrliche Meinung sagen dürfe und nachdem ich bejaht hatte, fuhr sie fort, dass wir unseren Sohn so lange wir können zu Hause betreuen sollten. Denn das sei das Beste für ihn.
In den höchsten Tönen hat sie dann gelobt, wie er entwickelt und wie glücklich er sei und dass ich ihm mit meiner Zeit zu Hause bereits das schönste Geschenk gemacht hätte. Das hat mich so ermutigt, berührt und bestärkt. Ich hatte das bisher so noch nie gehört. Sie hat dann ein bisschen aus ihrem Alltag berichtet und uns gut zugesprochen. Alles in allem hat das bei uns dazu geführt, dass unsere Entscheidung klar wurde: Wir warten noch.
Mein Mann übernimmt stattdessen mehr Betreuungszeit, sodass ich den oben erwähnten Freiraum wahrnehmen kann. So passt das momentan am besten zu uns und unseren Werten.
6. Zusammenfassung
DU DARFST DEINEN EIGENEN WEG GEHEN,
der zu deinen Werten und momentanen Bedürfnissen passt. Mach dir klar, was dir (und deinen Lieben) wichtig ist und wie Kernwerte bestmöglichst zur Entfaltung kommen.
Denn dann kannst du eine gute Entscheidung treffen, hinter der du zu 100% stehst. Du brauchst nicht wie das Fähnchen im Wind sein, dass hin- und hergeweht wird. Die Entscheidung ist getroffen und so bleibt es erstmal - egal, was andere vielleicht sagen oder machen.
Anpassung ist immer möglich, wenn man aufeinander eingeht und sich sicher und geborgen weiß. Lass dich nicht von Angst leiten, sondern geh mutig und entschlossen, in Freude und Freiheit deinen Weg.
Und ich nehme mir jetzt Zeit für mich und eine leckere heiße Schokolade :) Im Juli? - Na klar, warum denn auch nicht?
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