Hey, ich bin Roberta und darf seit 2021 auf den sozialen Netzwerken meinen Glauben in
Form von Poetry Slams teilen. Ich hatte die Ehre in einem christlichen Elternhaus
aufzuwachsen und bin nach einigen Umwegen 2020 zum lebendigen Glauben an Jesus
gekommen. Da ich den Glauben an Jesus quasi in die Wiege gelegt bekommen habe,
könnten viele Menschen meinen, dass das eine mehr als gute Voraussetzung für einen
großen und standfesten Glauben sein müsste.
Doch ist das tatsächlich so? Bestimmt die Länge des Glaubens automatisch auch die Stärke
des Glaubens? Oder sind es nicht doch vielmehr Erfahrungen, Höhen und Tiefen oder
vielleicht sogar Zeiten des Zweifelns, die wichtige Bausteine für einen starken Glauben
darstellen können?
Ich habe vor einiger Zeit einen Text auf meiner Instagram-Seite hochgeladen, der auf viel
Resonanz gestoßen ist, was mich vermuten lässt, dass das Thema Zweifel unter Christen gar
nicht so unwichtig zu sein scheint. Heute darf ich den besagten Text und einige Gedanken
dazu mit dir teilen.
Poetry: „Glaubenszweifel“
Ich bin Christin und trotzdem
habe ich manchmal Zweifel und Fragen
Gerade dann, wenn in solchen Momenten
Andere mich fragen:
Wo ist er denn dein Gott
Was soll ich dann sagen?
Denn ehrlich gesagt,
weiß ich es selbst doch nicht
Ich selbst bin es doch,
die fragt und kaum glaubt
und sich selbst fragt,
wo in alldem der Gott ist
an den sie glaubt
Gott,
wenn du da bist,
warum habe ich dann
das Gefühl,
du lässt mich im Stich?
Wenn ich zweifle,
ist mein Glaube dann
überhaupt echt?
Vielleicht ist mein Glaube
Doch auf Sand und nicht
auf einem Felsen gebaut
Wenn ich wegen jeder Unannehmlichkeit
Damit aufhöre
Dir zu vertrauen
Vielleicht bin ich wie Petrus,
der sagt, dass er glaubt
und dir vertraut
kommt und dann doch kneift,
wenn es wirklich darauf ankommt
Aber ich weiß,
dass du gut bist
und dass alles für alle,
die an dich glauben
zum Besten dienen wird
Dieser Text ist letztes Jahr entstanden, zu einer Zeit in der ich mich in einer depressiven
Episode befunden habe. Seit 2014 kämpfe ich mit rezidivierenden depressiven Episoden, die
leider auch nach meiner Bekehrung im Jahr 2020 nicht gänzlich aufgehört haben. Aber das
ist ein anderes großes Thema, das ich an dieser Stelle nicht beleuchten möchte.
Mir geht es darum deutlich zu machen, dass es mir zu der Entstehungszeit des Textes sehr schlecht ging, da ich mich in einer solcher depressiven Episode befunden habe. In dieser Zeit war mein
Glaube kaum vorhanden und ehrlich gesagt viel kleiner als das kleinste Senfkorn, das man
sich vorstellen kann. In dieser Zeit konnte ich Gottes Gegenwart und seine Liebe für mich
einfach überhaupt nicht spüren. Die Abwesenheit dieses Gefühls und die Tatsache, dass
meine nichtgläubigen Freunde im Gegensetz zu mir nicht allzu sehr zu leiden schienen,
brachte mich zum Zweifeln. Zum Zweifeln an mir selbst, an meinen Glauben und an den Gott,
an den ich eigentlich glauben sollte. Irgendwann stellte ich mir die folgende Frage:
„Wenn ich zweifle, ist mein Glaube dann überhaupt echt?“
Vielleicht befindest du dich gerade in einer ähnlichen Situation. Vielleicht hast du das Gefühl,
dass Gott nicht da ist. Du siehst die Missstände um dich herum, in deinem Leben und in dir
drin und stellst dir die Frage, wo der Gott ist, an den du glaubst?
Vielleicht betest du so lange für einen christlichen Ehepartner, für ein Kind, für Heilung oder
dafür, dass Gott in eine bestimme Situation endlich eingreifen möge. Aber es passiert nichts.
Das lässt dich zweifeln und dann fühlst du dich schlecht, weil du zweifelst.
Ich glaube, dass Zweifel ein großes Potenzial beherbergen. Und zwar das Potenzial uns
näher zu Gott zu bringen. Verstehe mich bitte nicht falsch. An der Stelle möchte ich nicht
sagen, dass es als bekennender Christ gut ist, zu hinterfragen, ob Gottes Wort überhaupt
Gottes Wort ist. Es geht mir an dieser Stelle darum zu zeigen, dass es okay ist, wenn man mal
Zweifel und Glaubensfragen hat. Ich würde nämlich sogar behaupten, dass ein Glaube, der
auch dann glauben will, wenn Fragen auftauchen, viel authentischer ist als ein Glaube, der
überhaupt erst keine Glaubensfragen zulassen will.
Die Frage ist nur, wie wir damit umgehen. Wenden wir uns wegen dieser Fragen und Zweifel
von Gott ab oder wenden wir uns an Jesus und schlagen uns ans Herz mit den Worten: „Ich
glaube. Hilf meinem Unglauben.“ (Vgl. Markus 9:24)
An dieser Stelle möchte ich dich und mich fragen:
Wie gehen wir mit Zweifeln und Fragen um, die unseren Glauben betreffen?
Wie gehen wir damit um, wenn wir uns in Situationen befinden, in denen wir das Gefühl
haben keinen Glauben mehr zu haben oder weit entfernt von Gott zu sein?
Hier einige praktische Tipps, die dir und mir in solchen Situationen helfen können:
Stelle deine Fragen
❤ Wende dich an Gott und stelle ihm offen und ungefiltert die Fragen, die du hast (im Gebet)
❤ Mache dich auf die Suche nach Antworten in der Bibel. Gern auch weiterführende Lektüren
oder frage eine gläubige Person deines Vertrauens
Bitte Gott darum, dir Beziehungskiller aufzuzeigen
❤ Beziehungskiller sind Dinge, die deine Beziehung zu Gott stören
❤ Manchmal kann es eine Netflix-Serie sein, bestimmte Musik, die du hörst oder sogar
Menschen in deiner Umgebung
Laufe nicht vor Gott weg, sondern zu ihm hin.
❤Wenn es eine Sünde ist, von der du weißt, dass sie deiner Beziehung zu Jesus schadet, dann
lade ich dich dazu ein, sie laut zu bekennen und Buße zu tun, in dem Wissen, dass der Herr
dir vergibt, wenn du ihn ehrlich um Vergebung bittest (Vgl. 1.Johannes 1:9)
Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden
vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit (1.Johannes 1:9)
Soul-Food & Soul-Care
❤ Bibel lesen, Gemeinde besuchen, ggf. Seelsorge in Anspruch nehmen
❤ beten und für dich beten lassen
Wisse dabei, dass Gott dich auch dann liebt, wenn du es vielleicht mal nicht schaffst.
Ermutigung:
Gottes Gegenwart ist wie die Anwesenheit der Sonne. Wir können die Sonne nicht immer
sehen. Denn es gibt Tage, an denen die Sonne von Wolken bedeckt wird. Doch nur weil wir
die Sonne an solchen Tagen nicht sehen können, heißt es nicht, dass die Sonne nicht da ist.
Genauso verhält es sich mit Gottes Gegenwart. Wolken der Verzweiflung, Trauer und
Bedrängnis mögen aufziehen. Doch unser Herr und Gott ist immer noch da. Er ist
allgegenwärtig und wenn du sein Kind bist und zu ihm gehörst, wird er dich niemals
verlassen!
Und wenn du dich noch nicht in der Position siehst, Gott als deinen Vater anzuerkennen, dann ist das heute eine Einladung an dich. Die Arme Gottes sind weit geöffnet und wenn heute der Tag ist, an dem du an Jesus Christus glauben willst, dann hast du das Vorrecht zu Gott zu kommen und ihn deinen Vater zu nennen. Durch Christus sind die Entfernung und die Feindschaft zwischen Gott und dir aufgehoben! Das sind gute Nachrichten!
Mögen dir diese Worte in schwierigen Zeiten eine Ermutigung sein und dich trösten.
In Jesu Namen,
Amen.
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